©Lausitzer Rundschau 2006 - Konzert am
07.06.2006 in Berlin
Musik der ruhigen Hand
Eric Clapton vor 16.000 in Berlin
Von Gunnar Leue
Eric Clapton ist bekennender Fußballfan, weshalb es
möglicherweise kein Zufall ist, dass er gerade in diesen Tagen durch
Deutschland tourt. Die Freude darüber war auch am Mittwoch in Berlin
groß, wo 16.000 Leute in die Kindl-Bühne Wuhlheide strömten, um sich eher
rhetorisch zu fragen: Strahlt der Gitarrengott mit 61 Jahren noch so wie
in seinen frühen Jahren, die nun auch schon eine ganze Weile zurück
liegen? In den Sechzigern war Eric Clapton zu einer Rocklegende
aufgestiegen, dank seiner maßgeblichen Beteiligung an Bandprojekten wie
Blind Faith oder The Cream (die sich jüngst übrigens wieder zu ein paar
Konzerten zusammengefunden hatten).
In den Neunzigern, nach diversen persönlichen Schicksalsschlägen wie dem
Unfalltod seines Sohnes Conor, kam der Brite mehr denn je auf den Blues,
was in den vergangenen Jahren freilich auch ein Ausbleiben von Hits zur
Folge hatte. Diesbezügliche Erwartungshaltungen der Fans ignoriert
Clapton geflissentlich. Er muss niemandem mehr etwas beweisen und spielt,
wie es ihm gefällt und das war auf seinem letzten Album „Back Home“ eher
wenig aufregend.
Dies lässt sich auch vom ersten Teil des Konzerts sagen, sofern man
Aufregung im Sinne von Euphorie versteht. Die überwiegend älteren
Besucher, von denen man etlichen ansah, dass sie nicht mehr so häufig
Rockkonzerte besuchen, quittierten die Songs mit eher artigem denn
ehrfürchtigem Applaus. Es ist halt immer wieder dasselbe: Die Leute
wollen von ihren alten Helden vor allem die alten Hits hören. Zwar
konnten Clapton und seine zwölf Mitmusiker mit Spielbrillanz und
technischer Finesse beeindrucken. Dass der Funke zunächst trotzdem nicht
recht übersprang, lag zum einen vielleicht am kühlen Wetter, zum anderen
aber auch daran, dass Brillanz allein nicht automatisch zum
Stimmungskatalysator bei Rockkonzerten taugt. Man hatte den Eindruck, als
würde die technische Perfektion mehr Gediegenheit als Verwegenheit
vermitteln.
Umso dankbarer schien das Publikum als mit „After Midnight“ endlich der
erste Hitklassiker präsentiert wurde. Und als Clapton „Wonderful Tonight“
anstimmte, fegte gar ein Begeisterungssturm durch die Arena, den der
Brite mit weiteren Althits locker und frohgemut am Toben zu halten
vermochte. Besonders beim rockigen „Layla“ schien die Körpersprache der
Fans zu sagen: Slow Hand ist ja schön und gut, aber so alt sind wir doch
noch nicht. Und Clapton hatte verstanden, brachte den Leuten „Cocaine“
und als – einzige – Zugabe die alte Cream-Hymne „Crossroads“. Bei der
griff auch der schwarze Bluesgitarrist Robert Cray, der das Vorprogramm
bestritt, mit in die Saiten. Auch er ein exzellenter Spieler, doch zum
heimlichen Favoriten unter den Gitarristen des Abends wurde inoffiziell
ein anderer gekürt. Ein junger Blondschopf namens Derek Trucks
beeindruckte das Publikum sowie
Cray
und Clapton gleichermaßen. Für diese beiden war es freilich keine
Überraschung.
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