©echo-online 2006 - Konzert am 03.06.2006 in Frankfurt/Main

Ein Traum von Gitarren

Konzert: Eric Clapton gastiert mit starker Begleitung in der Frankfurter Festhalle

Von Daniel-Patrick Görisch

Es ist eines dieser bewegenden Konzerte, nach denen Hobbygitarristen mit einem Seufzen nach Hause trotten, unentschlossen, ob sie lieber die Nacht mit Fingerübungen verbringen sollen oder das Instrument doch besser gleich an den Nagel hängen. Eric Clapton lässt am Samstag zum Deutschlandauftakt seiner „Back Home“-Tour für knapp 11 000 Fans in der Frankfurter Festhalle seine Gitarre singen.
Im Hintergrund Leucht-Equipment, das an ein Dutzend senkrecht aufgestellte Höhensonnen erinnert. Davor die Band aus mehreren genialen Musikern, die energiegeladene Blues- und Soulrockklänge um Lieder wie „Pretending“, „Got To Get Better“ und „Motherless Children“ zaubern: Steve Jordan scheint sein Schlagzeug mit vollem Körpereinsatz zu reiten wie einen Rodeo-Stier, zwei Begleitsängerinnen setzen solch kraftvolle Gesangssätze hinter Claptons Nasalstimme, als wäre ein Gospelchor am Werk. „I don’t want to fade away“, hauchen die Diven den Glöckchenrefrain des „Bell Bottom Blues“.
Clapton, im legeren knallrosa Hemd auf Bluejeans, wirkt in seine zahlreichen Instrumental-Raffinessen vertieft. So etwa bei der improvisierten Überleitung des Hits „Layla“ in ein hart rockendes „Cocaine“. Clapton spielt Seite an Seite mit dem gerade 26 Jahre alten Slide-Gitarristen Derek Trucks und Doyle Bramhall II (34). Väterlich teilt sich der Meister die Soli mit diesen beiden beeindruckenden Musikern. Besonders der junge und unaffektiert auftretende Trucks erntet reichlich Zwischenapplaus. Clapton spielt mit ihm ein gefühlvolles Intermezzo mit „Back Home“ und „Nobodoy Knows You“. Die Nachfolge des „Mister Slowhand“, wie ihn seine Fans anerkennend nennen, scheint in der Festhalle mit auf der Bühne zu stehen. Auch solo ist der Gitarrist mit seiner „Derek Trucks Band“ bereits weltweit auf Konzerttour.
Außer mit einem freundlichen „Dankeschön“ geht Clapton in Frankfurt nicht aufs Publikum ein. Zur einzigen Zugabe „Crossroads“ kommt noch einmal der afroamerikanische Gitarrist Robert Cray mit auf die Bühne, er hat im Vorprogramm gespielt. Tosender Applaus. Jäh geht die Hallenbeleuchtung an, Seitenanfangder knapp zwei Stunden dauernde Gitarrentraum ist vielen zu schnell vorbei.