©Westdeutsche Allgemeine Zeitung 2004 - Konzert am 14.4.2004 in Dortmund

Slowhand" ließ fast regungslos die Finger flitzen

Ein Meister des Blues, aber kein Showman: Eric Clapton begeisterte seine Fans mit 17 Songs

Von Tobias Bolsmann

Er hat den Blues. Ja, er ist geradezu der Blues: Eric Clapton. Und am Mittwochabend spielte er den Blues. In der ausverkauften Dortmunder Westfalenhalle auf seine unvergleichliche Art.

Wenn es eine Auszeichnung für den unspektakulärsten, uneitelsten und effektlosesten Superstar gäbe, Eric Clapton würde sie gewinnen - mit riesigem Abstand. Er hat längst seinen Sitz im Gitarren-Olymp, doch er zelebriert seinen Auftritt nicht, Clapton schlurft mit seinen Musikern auf die Bühne. Und wenn die Scheinwerfer nicht auf sie gerichtet wären, könnte man sie mit den Technikern verwechseln, die einen Soundcheck machen. Die Show selbst, alte Claptonfans kennen das: ist gar keine Show. Beinahe ohne Bewegung und ohne Regung stehen und sitzen die Musiker hinter ihren Instrumenten und spielen ihren Streifen runter.

Dabei wirkt Clapton, als ob er nur aus Verlegenheit in der Mitte steht. Als ob die Band zusammengesessen und die Frage diskutiert hätte: "Wer singt eigentlich?" Ergebnis: "Ach, Eric, mach du das mal." Und so spielt und singt er. Emotionslos. Nach jedem der 17 Songs ein knappes "thank you". Noch bevor der Jubel verebbt, klingt der erste Akkord des nächsten Liedes. Als ob er den rund 11 000 Fans zu verstehen geben will: "Applaus? Geht alles von eurer Zeit ab!"

Sinn dieser Null-Show: Für Clapton ist die Musik der Star, nichts soll von ihr ablenken. Tatsächlich: Die Musik ist der Star. Clapton hat trotz längerer Pause nichts von seiner Fingerfertigkeit eingebüßt. Mehrfach lässt "Slowhand" seine Finger flitzen, etwa im ausgedehnten Solo bei "I shot the Sheriff". Darüber hinaus gibt er seinen Mitstreitern - etwa bei einem Blues ohne Titel - genügend Raum, ihre eigene Virtuosität zu präsentieren.

Wie wenig Clapton um die Gunst des Publikums buhlt, zeigt die Tatsache, dass er kein Best-of-Konzert spielt. "Tears in Heaven", "After Midnight" oder "Change the World" - darauf warten die Fans vergebens. Immerhin gibt's "Cocaine". Dabei dürfen die Zuhörer Seitenanfang endlich mitmachen - und genau einmal "Cocaine" rufen.