©Pforzheimer Zeitung 2004 - Konzert am 30.3.2004 in Stuttgart

Hommage an einen Bluesgiganten

Eric Clapton widmete sich bei seinem Tournee-Auftakt in der Stuttgarter Schleyerhalle Robert Johnson 

Von Bruno Knöller 

Niemand muss Blues mögen. Wer aber den Blues liebt, muss Eric Clapton mögen. Diese einfache Formel gilt wohl für die meisten der 13 000 Besucher in der Stuttgarter Schleyerhalle bei "Mr. Slowhands" Auftaktkonzert zu seiner Deutschland-Tournee.

Bevor aber die riesige Party zum 59. Geburtstag des "Godfather of Bluesguitar" richtig abgeht, haben die Fans in der seit Monaten ausverkauften Arena das erste Wort, besser gesagt den ersten Ton. "Happy Birthday" schallt es Clapton aus vielen tausend Kehlen entgegen. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht und artig bedankt er sich mit einem "Thank You", was bei dem introvertierten großen Schweiger fast schon einer Rede gleich kommt. Doch dann ist die lebende Blues-Legende nicht mehr aufzuhalten und greift bei "Let It Rain" erstmals so richtig in die Saiten: Er lässt seine volle, manchmal klar und dann wieder rauchig klingende Stimme und seine Gitarre sprechen. 

Der Blues ist die Heimat des Mannes, der als Mitglied der "Yardbirds", von "Cream" und als Solist gleich dreimal in der Rock'n-Roll-Hall Of Fame (Ruhmeshalle) verewigt ist. Besonders einfühlsam interpretiert er Kostproben aus seiner vor eineinhalb Wochen erschienenen CD "Me & Mr. Johnson". Insgesamt 14 der dämonisch angehauchten Cover-Versionen des 1938 im Alter von nur 27 Jahren vergifteten schwarzen Mississippi-Delta-Bluesgiganten Robert Johnson hat Clapton auf die Silberscheibe brennen lassen. Nummern wie "When You Got A Good Friend" und "Milk Cow", die in der Schleyerhalle zu hören sind, müssen zwar erst noch die Herzen des Publikums erobern, aber sie werden es sicher tun. Traumhaft korrespondiert Claptons Gitarre dabei vor allem mit dem Keyboard des überragenden Altmeisters Billy Preston ohne deshalb die anderen vier Bandmitglieder und die beiden Background-Sängerinnen abzuwerten. 

Auch der Reggae ist Claptons Metier. "I Shot The Sheriff" hätte der unvergessene "Mr. Reggae" Bob Marley nur wenig besser umsetzen können. Ironie des Schicksals: Eher rockig strukturierte Titel wie "Cocaine" und "Layla" verzücken zwar die Clapton-Fans deutlich mehr als die reine Lehre des Blues, erreichen aber bei weitem nicht dessen Qualität. Zum Teil verquicken sich die Klänge der Instrumente zu einem indifferenten, leicht übersteuerten Gemisch.

Anders und einschmeichelnd kommen dagegen die Balladen des x-fachen Grammy-Gewinners daher wie das romantische "Wonderful Tonight". Gerade von dieser Sorte von Songs hätte man gern noch mehr gehört. Schmerzlich vermisst wurde insbesondere sein "Tears In Heaven", das er 1991 seinem aus einem Fenster eines 49. Stockwerks in New York in den Tod gestürzten fünfjährigen Sohn Conor gewidmet hat. 

Auch Rückgriffe auf Hits vergangener Epochen, beispielsweise als Erinnerung an die Zeiten bei "Cream" ("White Room") oder bei "Blind Faith" ("Pressions Of The Lord") wären sicher mit Vergnügen aufgenommen worden. Doch das kann Eric Clapton an seinem 60. Geburtstag nachholen, falls er nicht wieder, wie zuletzt, seine Freunde drei Jahre lang bis zu seiner nächsten Tour auf die Folter spannt. 

Dem kurzen, wenn auch nicht staatstragenden begeisterten Kommentar des Wirtschafts-Staatssekretärs der Bundesregierung, Rezzo Schlauch, zum Seitenanfang Stuttgarter Konzert, ist nichts hinzu zu fügen: "Geil, geil, geil."

Slowhand