©Kölnische Rundschau 2004 - Konzert am 15.4.2004 in Köln

Im Himmel mit Mr. Slowhand

Eric Clapton in der Kölnarena

Von Kerstin Völling

Da gibt es wohl so einige, die Eric Clapton im Himmel treffen möchte. An erster Stelle Sohn Connor, der Anfang der 90er Jahre bei einem tragischen Unfall ums Leben kam, und dem er sein „Tears in Heaven“ widmete. Aber offensichtlich würde sich „Mister Slowhand“ dort oben auch nach Robert Johnson umschauen, der Blueslegende vom Mississippi-Delta, die 1938 im Alter von nur 27 Jahren angeblich vergiftet wurde.
„Me and Mr. Johnson“ heißt Claptons neue CD. Mit 14 auserwählten Songs huldigt der Gitarren-Gott von heute seinem einstigen Jugend-Idol und beweist auch vor 14 500 Zuschauern in der Kölnarena, dass schlichtes Nachäffen nichts mit dem neuen Werk gemein hat. Die gröbsten Kanten des von Johnson beherrschten Zwölftakte-Universums ersetzt Clapton durch gefühlvoll abgerundete Rock-Slides. Das macht den Stil geschmeidiger, ohne ihm den rauchigen Grundcharakter zu nehmen. Nicht kratzig, eher gewohnt nasal singt der 59-Jährige, während er seine eigenwillig bunte Fender streichelt.

Auf diese Weise feiern „Milkcow Calf's Blues“ und „They're Red Hot“ ihre Auferstehung in neuem Gewand. Das könnten spätpubertierende Halbstarke aus Surrey ebenso anziehend finden wie gestandene Baumwollpflücker im US-Süden. Genau diese Nahtstelle zwischen „schwarzem“ und „weißem“ Musikgefühl erfasst Clapton wie kein Zweiter. Zuverlässig ruft er einen meisterhaften Lauf nach dem anderen ab, strapaziert das simple Blues-Schema bis an die Grenzen und erhält dafür begeisterten Szenenapplaus. Dabei schaut der schüchterne Ex-Junkie manchmal so unschuldig drein wie ein Schuljunge, der den letzten Bus verpasst hat. Visuell kaum wahrnehmbar vibriert eine unglaubliche Spielfreude durch die Halle. Gitarrist Doyle Bramhall II. und die Keyboard-Veteranen Billy Preston sowie Chris Stainton laben sich im Hintergrund am vertonten Schlagabtausch. Nicht zuletzt sie sind es, die den Ausflug in Johnsons Welt hin zu den Clapton-Klassikern forcieren.

Ein stark Reggae-lastiges „I shot the Sheriff“ endet in einem Solo vom Feinsten. Die fetzige - und bessere - Version der „Layla“ setzt noch eins drauf, ein energischeres „Sunshine of your Love“ dürften auch alte Cream-Fans nie gehört haben. Der Schluss gehört wieder dem Ur-Blues („Got my Mojo working“). Dafür kommt der glänzende Support Robert Randolph mit auf die Bühne - welch Finale! Und die Fans würdigen es mit stehenden Ovationen. Denn sie wissen: Ist der Eric erst mal im Himmel, wird Seitenanfang es so etwas auf Erden nicht mehr geben.

©KR/KSTA