©Westfalenpost 10.3.2001

Claptomanie: Blues-Therapie für 15000 Fans

Einer der erfolgreichsten Künstler unserer Epoche in der Kölnarena

Von Rudi Pistilli

Mit virtuosen Musikern ist es wie mit allen guten Dingen: Wein, Whisky und Cognac - je länger sie reifen, desto besser werden sie. So ist es auch mit Eric Clapton. Der 55-jährige Brite bot am Donnerstag in der proppenvollen Kölnarena ein unspektakuläres, dafür musikalisch vielschichtiges und mitreißendes Konzert.

Die Gitarrenlegende sitzt allein auf der Bühne und zupft lässig die Saiten, spielt eine puristische Version von "Key To The Highway". 15 000 Fans jubeln, klatschen, schunkeln. Kurz darauf schlängelt sich der im englischen Ripley geborene Musiker mit seiner 5-köpfigen Band wie ein Reptil in der Sonne durch die verschiedensten Nuancen des Blues und Soul. Seinen gefühlsbetont-romantischen Gitarrensounds, bei denen die Zuhörer wie Butter in der Mikrowelle zerfließen, folgen leichtfüßig-latinogeschwängerte Arrangements.

Immer wieder grast der Stammgast in der Ruhmeshalle des Rock´n´Roll auf allen Stil-Weiden und bietet leicht verfremdet Hits von B.B. King, J.J. Cale oder gar Steve Wonder. Songs für alle Altersklassen - und so mancher Zuhörer greift nach einer Stunde gekonnt zu seiner eigenen Luftgitarre.

Claptons Eigenkompositionen glänzen mit jener Entspanntheit, die sein Markenzeichen geworden ist. Musikzauber für die Ohren aus weltfremden Sphären. Höhen und Tiefen 30-jähriger Schaffenszeit. Werke aus seiner Cream-Dekade bis hin zu "Fathers Eyes" und "Wonderful Tonight". Clapton präsentiert gut gelaunt im blauen Jeans-Hemd einen Klangteppich, der von Anfang bis Ende Genuss bereitet.

Der Brite hat wahrlich seinen Zenit erreicht. Perfekter Sound. Auf einem direkten Kanal scheint er seine intimsten Gefühle in sein Instrument zu leiten, während die Fans "Mr. Slowhand" auf riesigen Videoleinwänden minutenlang bei der Arbeit auf die Finger schauen können. Akkustische und elektrische Gitarren werden im Akkord ausgetauscht. Mit "Chance The World" baut der 55-Jährige behutsam eine Brücke zum Rockteil auf, der von seinem berühmtesten Riff "Layla" gekrönt wird.

Extrem langsame Musikperlen aus seiner neuesten CD "Reptile" begeistern die glückselig-vibrierende Masse. Als die ersten Töne seines Meisterwerks "Cocaine" erklingen, zückt eine Gruppe Männer im besten Alter ihre Joints und verschwindet kurz darauf in dichten Rauchwolken. Zig Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs. Claptomanie, wohin man blickt.

Vier Jahrzehnte im Musikgeschäft, 30 Alben, Heroin- und Alkoholexzesse und der tragische Tod seines kleinen Sohnes Connor liegen hinter dem Improvisationsguru. All die Wehmut, Wut, Trauer, gespickt mit einem Funken Hoffnung spiegeln sich in den Kompositionen Claptons wieder. Blues als Therapie für einen der erfolgreichsten Künstler unserer Epoche.

Nach über zwei Stunden spielt der Brite als letzte Zugabe "Somewhere Over The Rainbow". 15 000 Fans summen mit. Für sie ist und bleibt er allen Kritikern zum Trotz der beste Gitarrist der Welt. Und so mancher hofft, dass es nicht die letzte Welttournee des coolen Eric Patrick Clapp ist. Entspannt und locker wie lange nicht mehr präsentiert sich Eric Clapton bei seiner Welttournee "Reptile".Seitenanfang

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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