©Netzeitung 7.3.2001

Superman mit Slowhand

Eric Clapton hat sich immer wieder gehäutet

Mit seinem Soloalbum «Reptile» tourt der Mann, der als bester Gitarrist der Welt gilt, nun auch in Deutschland. Er ist der Ausnahmegitarrist der britischen Blues-Szene. Seit fast 35 Jahren steht «Mr. Slowhand» Eric Clapton auf der Bühne. Bei dem Auftakt seiner Deutschland-Tournee in Stuttgart wurde er begeistert gefeiert, auch für die Songs der soeben erschienene CD «Reptile» gab es viel Beifall.

Eric Clapton, das Chamäleon, der Phoenix aus der Asche, das Reptil, das immer wieder die alte Haut abwirft? «Das mag ganz gut passen», sagte er der Netzeitung», «allerdings kommt das Wort Reptile - der Titel der CD - aus meinem Heimatort. Manchmal haben wir einen Penner so genannt. Aber eigentlich war es liebevoll gemeint. Einen engen Freund kann ich Reptile nennen. Daher kommt das Wort, aus meiner eigenen, aber entfernten Geschichte.»

Blick in die Vergangenheit

Und die hat so einige Höhen und Tiefen zu bieten. Seine Karriere begann Clapton bei den «Yardbirds», machte weiter bei John Mayalls Bluesbreakers, und gründete zusammen mit Ginger Baker und Jack Bruce das Rocktrio «Cream». In den 70er Jahren war er drogenabhängig, als Solist kehrte er geläutert zurück («Layla», «I Shot the Sheriff»). Sein wohl größter Hit «Tears in Heaven» entstand nach dem tragischen Unfalltod seines Sohnes Connor.

Mehr Selbstsicherheit

Aus der Vergangenheit schöpft Clapton auch auf seinem neuen Album. «Reptile» wirkt sehr autobiografisch. «Superman inside» heisst zum Beispiel ein Song – ist das ein Synonym für ihn selbst? «Ja, meistens schon. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Entwicklung als Mensch, muss aber immer noch an vielen Dingen arbeiten. Aber jetzt habe ich eine Konstanz im Leben, die ich vorher nicht hatte.» Mehr Selbstsicherheit - so beschreibt Clapton seinen derzeitigen Seelenzustand. Den hat er nur durch die Hilfe anderer Menschen erreicht: «Ich hatte den Mut, in meinen Krisenzeiten andere um Hilfe zu bitten, und habe sie auch bekommen. Das ist viel schwieriger, als die meisten Menschen annehmen. Aber nur durch Hilfe von außen habe ich meine Krisen überstanden.»

Hilfe für Drogenabhängige

Davon singt er auch - sehr ehrlich - in seinem Song « I Believe in Life». Notfalls hilft Clapton auch ganz konkret. Auf Antigua baute er vor drei Jahren eine Drogenentzugsklinik. Viel Zeit hat er nicht für das Projekt, dann wieder, so Clapton, «sage ich ihnen meine Meinung zu den Problemen, die auftauchen. Aber es ist wohl besser für die Klinik, wenn ich nicht mehr da bin. Sie braucht ihre eigene Identität.»

Der Wille zählt

11.000 Dollar kostet der Entzug in seiner Klinik. Nicht gerade billig, aber Clapton meint, dass es nur so funktioniert: «Dann hat es einen Wert für denjenigen, bedeutet es etwas. Wenn Du nicht wirklich aufhören willst, würdest Du dieses Geld nicht bezahlen. Aber wenn Du es willst, treibst Du das Geld auf.»

Viel Zeit, um sich um die Klinik zu kümmern, wird er erst mal nicht haben. Schließlich ist er auf Welttournee. Vielleicht ist es seine letzte, denn Clapton ist jetzt 56 Jahre alt. «Jeden Tag in einem anderen Hotel zu sein, das war für mich als Kind toll. Aber jetzt denke ich, dass ich genießen sollte, was ich noch vor mir habe.»Seitenanfang