Entspannt genial

Ovationen in Stuttgart

Von Martin Oversohl/dpa

Eine Gitarre und ein Mikrofon, mehr braucht Eric Clapton eigentlich nicht. Allein auf der Bühne sitzt die Musiklegende, der Stammgast in der Ruhmeshalle des Rock 'n' Roll, lässig hängt sein weißes Sommerhemd über der Jeans. Dann zupft "Mr. Slowhand" die Saiten und entführt seine begeisterte Fangemeinde auf einen zweistündigen Streifzug durch sein umfangreiches Repertoire. Blues und Balladen, Rock 'n' Roll und akustischer Musikzauber - beim Konzert in Stuttgart präsentierte Eric Clapton am Dienstagabend zum Auftakt seiner kurzen Tour durch Deutschland etwas für jeden Geschmack. Den Konzerten in Deutschland werden sich noch Auftritte in Frankreich, Belgien, Skandinavien und Russland anschließen. Es ist nach Claptons eigenen Angaben die letzte große Welttournee des "besten Gitarristen der Welt", wie der oft branchenmüde Brite seit langem apostrophiert wird. Vier Jahrzehnte im Musikgeschäft, 30 Alben mit Bands oder solo, Heroin- und Alkoholexzesse und der tragische Tod seines kleinen Sohnes Connor liegen hinter ihm.

Auf der Tournee entfernt sich Clapton nur leicht vom bekannten Bühnenschema, dem Cocktail aus neuen elektrisch gespielten Liedern, akustisch vorgetragenen Klassikern und alten Bluestandards. Wie schon auf seinem brandneuen Solo-Album "Reptile" gibt sich der 55- Jährige dabei entspannt und unspektakulär, dafür musikalisch vielschichtig und mitreißend. "Unplugged" schenkt ein gut gelaunter Clapton der proppenvollen Halle Auftaktstücke wie "Key To The Highway" und das Instrumentalwerk "Reptile", den Titelsong des neuen Albums. Es folgen  Klassiker vor allem aus dem gemeinsam mit B.B. King geschriebenen puristischen Blueskapitel, der Rockschublade oder dem Terrain der Popstars, aber auch aus den ersten Jahren mit "Cream".

Der stets unterschätzte Sänger grast auf allen Stil-Weiden und bietet Hits zum Luftgitarre-Spielen, Schmusen, Schunkeln oder Steppen für jede Altersklasse. Die jüngeren Fans bedient der oftmalige Grammy-Preisträger mit Chart-Hits wie "Change the World" mit Akustik-Gitarre und das elektrisch potenzierte "My Father's Eyes", die Älteren klatschen bei "Hoochie Coochie Man" und dem endlich wieder elektrisch gespielten Hit "Layla", und die breite Masse summt mit beim - geklauten - Abschlussstück "Somewhere over the Rainbow" und der wunderbaren Ballade "Wonderful tonight", dem stimmungsvollsten Stück des Stuttgarter "Evening with Eric Clapton".Seitenanfang