Gentest bringt Klarheit

Ein von Messner gefundener Knochen ist höchstwahrscheinlich seinem Bruder zuzuordnen und widerlegt die These, Reinhold habe Günter im Stich gelassen

Fast 34 Jahre nach dem Tod seines Bruders am Nanga Parbat hat Reinhold Messner neue Indizien gegen die Darstellung vorgelegt, er habe Günther damals im Stich gelassen. Ein auf seiner Abstiegsroute in etwa 4300 Metern Höhe gefundenes Stück Knochen sei nach Gen-Tests der Universität Innsbruck mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Bruder zuzuordnen, sagt der Extrem-Bergsteiger. Dies zeige, dass Günther mit ihm zusammen abgestiegen sei. 
"Die erste Testreihe ist abgeschlossen. Die Bruderhypothese erscheint wahrscheinlich", bestätigte Untersuchungsleiter Walter Rabl. Eine Erhärtung des Ergebnisses erhofft sich Messner von einer zweiten Gen-Testreihe, deren Resultat in Kürze vorliegen soll. "Ich bin ziemlich sicher, dass das Ergebnis untermauert wird." Die erste Gen-Untersuchung habe keine 100-prozentige Sicherheit ergeben, jedoch passe die Knochengröße zur Körpergröße seines Bruders, sagt Messner. Außerdem stimme der Fundort. "Damit habe ich auch bewiesen, dass alles andere eine Rufmordkampagne war - die Geschichte ist so gelaufen, wie ich sie erzählt habe." 
Nach Messners Darstellung wurde der damals 23 Jahre alte, stark geschwächte Günther beim gemeinsamen Abstieg von einer Eislawine erschlagen, als er selbst gerade den Weg erkundete. In zwei im vergangenen Jahr erschienenen Büchern über die Expedition von 1970 stellen ehemalige Berg-Kameraden die These auf, Messner habe seinen Bruder allein über den normalen Weg ins Lager zurückgeschickt, um selbst die Überschreitung des Nanga Parbat zu wagen. Über sein weiteres Vorgehen werde er nach Vorliegen der zweiten Gen-Untersuchung entscheiden, sagt Messner.  

Reinhold Messner auf Schloss Juval

Reinhold Messner, Grenzgänger