Ora et labora?

Mönche verfügen über alle nur erdenklichen Fähigkeiten! Da ist noch lange nicht tagein tagaus nur ora et labora angesagt. Seinerzeit haben sie auch die Ingredienzien gefunden, die das berühmte Kölsch so schmackhaft machen. Und bundesweit werden in den Klöstern auch heute noch Schnäpse und Liköre gebraut, die einem glatt die Schuhe ausziehen. Es soll nur keiner denken, dass die Mönche nicht auch selbst gelegentlich ein Tröpfchen probieren - eins natürlich nur. Oder?

Marlene jedenfalls hat in einer der vielen Kleinstädte, in denen sie gelebt hat, so ein Kloster besucht. Natürlich weil sie wusste, dass dort immer ein höllisches Schnäpschen zu bekommen war. Sie war schon öfter dagewesen und führte nun eine kleine Freundesrunde direkt in das Probierstübchen des Bruders Kellermeister. Wir probierten natürlich reichlich (oh Gott!), und immer mehr Schwarzraben gesellten sich zu uns. Bruder Kellermeister konnte seine zwei stahlblauen Äugelein überhaupt nicht mehr von Marlenes Ausschnitt wenden, aus dem - ziemlich gewagt - eine bemerkenswerte Fülle quoll. Und da Marlene ihre klugen Reden gerne mit weitausholender Gestik unterstrich, bewegte sich auch die Fülle. Man könnte auch sagen: es wabbelte, aber das sagt jetzt keiner. Jedenfalls konnte man Pater Fidelius, der immer wieder reichlich einschenkte, seine Überlegungen aus dem Kopf wachsen sehen, wie er es denn anstellen könnte, irgendwie eines Teils der Fülle habhaft zu werden.

Auf einmal blitzte ein spitzbübisches Lächeln über das gute Mönchsgesicht, die rechte Augenbraue zuckte kaum merklich - und schon hatte Marlene ein randvolles Glas Schnaps in ihrem gewaltigen Ausschnitt. Marlenes markerschütternd spitzer Schrei ging im allgemeinen Gelächter unter - und alles lachte erst recht, als nun Bruder Kellermeister - stahlblauen Auges strahlend - ergeben mit seinen guten Mönchshänden an der Fülle herumwischte, nicht schneller als unbedingt nötig und mit einer Genussfähigkeit, die Mönche nun mal auszeichnet.

Es kam, wie es kommen musste: Statt der Gläschen standen auf einmal gleich die Karaffen auf dem soliden Holztisch. Dessen Stabilität flößte Marlene Vertrauen ein. Mit einem Trommelfell schädigenden Geräusch, das man nur als Lustschrei bezeichnen konnte, erklomm sie das Möbel und begann, ihre gigantischen Hüften im Takt einer nicht vorhandenen Musik zu schwingen. Die beschwipste Runde spendete tosenden Applaus, Pater Fidelius ging eben mal die schwere Eichentür abschließen, und die gute Marlene geriet vollends aus der Fassung: Mit bemerkenswerter Grazilität ließ sie nach und nach die Hüllen fallen - und stand voll und füllig in ihrer ganzen Pracht vor den zuckenden Mönchsaugen!

Fragt bloß nicht nach ora et labora und danach, wie wir sie wieder angezogen und vor allem nach Hause geschafft haben...