Forellen am Hang

Das Wetter hält! Wir brechen auf zur Nilljochhütte, gehen vom Parkplatz in Wallhorn bis fast zur Bodenalm und dann über den herrlichen Höhenweg Richtung Nilljochhütte. Endlich mal kein Fahrweg! Der Pfad über den blühenden Wiesenhang ist sehr schmal, rechts fällt der Hang steil ins Tal ab. Erstaunlicherweise habe ich keine Angst. Ich bleibe immer wieder stehen und schaue ins Tal hinunter, das man von hier oben in seiner ganzen Schönheit genießen kann. Wir kommen an einem winzigen Fischteich vorbei, in dem Forellen schwimmen. Wer züchtet denn hier oben Forellen? Der Almbauer?

Die Kühe machen uns zu schaffen. Sie liegen frech mitten auf dem Weg - und ich traue mich nicht, sie aufzuscheuchen. Also klettern wir vorsichtig über den Wiesenhang, um die Tiere zu umgehen. Mein Atem keucht nun wieder ganz schön, und allmählich tun mir auch die Beine weh. Der Blick auf die Lasörlinggruppe und hinunter ins Tal bleibt herrlich. Ich schwitze und keuche. Von Wanderern, die von der Hütte zurückkehren, fange ich mitleidige Blicke ein. "Gleich haben Sie es geschafft!" sagt einer tröstend, als ich mich in den bergseitigen Hang stelle, um ihm Platz zu machen. Ich nicke nur, zum Reden fehlt mir die Luft! Dabei fühle ich mich gar nicht erschöpft - allerdings sehe ich offenbar aus wie ein Gespenst, den Blicken der anderen nach zu urteilen. Ich atme und gehe weiter. Wenn die wüssten, wie begierig ich bin, an der Hütte anzukommen!

Endlich lasse ich mich auf einen Stuhl fallen. 1975 Meter hoch. Ringe nach Luft und drehe die Augen nach den vielen Gipfeln, die vor mir liegen. Ich bestelle ein Radler und kann mich nicht satt sehen. Dafür hat sich die Hechelei und das Schwitzen unbedingt gelohnt! Hannah rennt herum, offenbar nicht erschöpft, und trinkt Wasser vom Brünnchen vor der Hütte. Ich schnappe mir mein Handy und rufe Pidder im Büro an. Die Verbindung ist so gut, dass er sich fürchterlich erschrickt: "Bist du wieder zu Hause?" fragt er entsetzt. Ich lache mich halb tot. "Nee, Nilljochhütte", sage ich, noch immer ganz leicht außer Atem. "Ach", sagt er und kann es zwei Sekunden lang nicht fassen. Und ich rede schon los wie ein Wasserfall. Dass es mir saugut gefällt, dass ich mich erhole, dass ich so stolz bin, auf der Hütte zu sein...... Meine Bedenken, ich würde es nicht schaffen, sind weggewischt. Ich schaffe es. Mühsam zwar, mit so wenig Kondition, aber ich schaffe es! Ich könnte singen vor lauter Freude.

Beim Abstieg will Hannah unbedingt die Abkürzung durch den Wald nehmen. Sie hat Spaß dran, wenn es steil hinabgeht. Weil sie heute eine wunderbare Begleiterin war, gebe ich nach. Der Weg ist sehr steil und geht mir direkt auf die Knie. Nach kurzer Zeit fühlen sich meine Beine wie Watte an. Aber der Weg durch den Lärchenwald ist wunderschön - und wir kommen auch tatsächlich beim Parkplatz an. Ich setzte mich auf den Rand des Kofferraums und reiße mir die Schuhe von den brennenden Füßen. Ich schnaufe - und es dauert eine halbe Stunde, ehe ich losfahren kann. Das liegt aber auch an den vielen Eindrücken, die in meinem Kopf wie ein Film ablaufen. Ich fühle mich so zufrieden wie lange nicht mehr!

Abends bin ich so müde, dass ich um Neun im Bett liege! "Morgen Clarahütte!" sage ich fast schon im Halbschlaf zu Hannah. Das Kind guckt leicht schräg - sagt aber nichts.

Zum 6. Tag

Tag5: 15.Juli

Nilljochhütte

Nilljochhütte (1996 m)

 

Brünnchen

Erfrischung vor der Hütte

 

Ausblick von der Nilljochhütte

Blick ins Virgental und auf den Großglockner