Heu

Das Gewitter hat sich zwar verzogen, doch der Himmel hüllt sich in Wolken, schlechte Sicht, da lohnt sich keine große Tour. Hannah will unbedingt die Steinböcke anschauen, die seit neuestem in Bichl oberhalb vom Mitterkratzerhof in einem Gehege leben. Wir sehen sie auch, aber nur, wie sie ganz oben am Hang herumkraxeln, dort legen sie sich faul hin. Hannah strebt ihr nächstes Ziel an, den Streichelzoo beim Kinderhotel in Prägraten. Doch bis dorthin kommen wir nicht mehr. Das Kind blutet plötzlich aus der Nase, ist schneeweiß im Gesicht und klagt über Übelkeit. Gut, dass wir mit dem Auto gefahren sind. Im Gästehaus legt sie sich tatsächlich ins Bett. Conny macht ihr Kamillentee, und ich mir Sorgen. In Virgen gibt es einen Kinderarzt, gut zu wissen. Ich besorge Hannah noch eine Wärmflasche, rede ihr gut zu und verspreche, im 30-Minuten-Takt nach ihr zu sehen.

Ich setze mich vor’s Haus, kalt ist es ja nicht.

Drüben hinter dem Iselhof wird gerade die Wiese gemäht. Das ist ein schwieriges Unterfangen, weil die Wiese ein steiler Hang ist. Der Bauer fährt schräg mit dem Traktor an den Hang und zum Mähen dann rückwärts nach oben. Seine Helfer schlagen am Rand der Wiesen Holzpflöcke ein, die sie mit Draht verbinden. Warum machen die das? Ulla, die neben mir in einem Buch schmökert, weiß es auch nicht. Wir müssen aber nicht dumm sterben: knapp zwei Stunden später haben sie das Gras zusammengerecht und legen es zum Trocknen über die Drähte. Die sechs oder sieben Männer werden knapp damit fertig, als der Regen einsetzt.

Und dann schüttet es! Wir sind "begeistert". Ulla, Markus, Thomas, Pidder, Hannah und ich wollten eigentlich zum Johannes (Islitzeralm) essen gehen, Abschiedsessen für Pidder, der am nächsten Tag heimfährt. Immer heftiger wird der Regen, wir sehen unsere Pläne schon davonschwimmen. Doch dann bekommen wir vom Johannes telefonisch die Erlaubnis, mit dem Auto hochzufahren. Das stimmt uns froh, genauso wie die Schnapserln, die wir vom Johannes zur Begrüßung kriegen. Das Essen schmeckt saulecker. Hannah macht mit Johannes einen Einführungskurs im Kellnern, schleppt brav Getränke heran und darf am Schluss sogar "ihr" Trinkgeld behalten! Zurück im Gästehaus muss Ulla noch viele "Schmerzen" ertragen, das ist ihr Spezialausdruck für Obstler. Immer wieder füllt Albert die kleinen Gläser, und wir lachen uns halbtot, als Ulla nach dem "Schmerz" ihr Gläschen immer fester auf den Tisch zurückstellt und es wegschubst. "Auch das gehört zum Bergurlaub", sagt Pidder ungefähr acht Mal. Wir lachen, haben Spaß - und ich vergesse für eine Weile meine lädierten Muskeln.

Zum 8. Tag

Tag7: 3. August

Der Mitterkratzerhof in Bichl