Bockig

Das Wetter erfreut uns nicht gerade mit übertriebener Wärme. Trotzdem ziehen wir mutig los, und vor allem auch ganz pünktlich, um das Hüttentaxi nicht zu verpassen, das in Virgen sicher nicht auf uns wartet. Es sind trotz des wolkenverhangenen Himmels viele Wanderer, die auch zur Wetterkreuzhütte hochfahren wollen. Ruhig warten wir das zweite Taxi ab.

Oben ist Hannah furchtbar enttäuscht: Die "Gamseier" gibt es nicht mehr, kein Körbchen, kein Schild. Dafür gibt es eine Cola und für mich einen Kaffee.

Dann machen wir uns auf den Weg Richtung Zupalseehütte. An der Bank auf der Hellen Höhe, von der aus man so schön auf Virgen gucken kann, das malerisch im Tal liegt, fängt es an zu regnen - und das heftig. Wir zerren die Regenjacken aus dem Rucksack und halten uns nicht lange auf.

Und dann kracht es. Nein, kein Gewitter. Zwischen Hannah und mir kracht es heftig. Sie weigert sich wie im vergangenen Jahr mit Entschiedenheit, den Weg übers Legerle zu gehen. Sie will einfach nicht und bockt herum. Keinen Schritt will sie machen, keinen einzigen. Ich werde furchtbar wütend, weil ich mich so darauf gefreut hatte, endlich mal richtig zu steigen. Kein Mensch ist zu sehen - und ich werde ziemlich laut. Als ich dann auch noch ein patzige Antwort bekomme, drehe ich mich wortlos um und marschiere zurück Richtung Wetterkreuzhütte. Ich bin’s leid. Diese ewige Antreiberei, dauernd das Theater mit dem Kind...

Erschrocken hechelt es hinter mir her: "Mama, du kannst ja gehen, ich gehe dann allein den Weg zur Zupalseehütte!" "Kommt nicht in Frage", sage ich spontan. Dann bleibe ich stehen, überlege eine Weile. Nein, es ist mir doch zu riskant, Hannah allein gehen zu lassen, obwohl der Weg nun wirklich nicht gefährlich ist. Wenn sie einmal nicht aufpasst und stolpert.... "Gut", sage ich seufzend und immer noch ziemlich sauer, "dann eben kein Legerle!"

Ziemlich wortlos stapfen wir hintereinander her, bald müssen wir die Jacken wieder ausziehen, weil es aufgehört hat zu regnen und außerdem unser Kreislauf nun gut in Schwung ist. Als wir an der Hütte ankommen, pfeift uns ein eiskalter Wind an, der aus Richtung Donnerstein herunterfällt. Und: keine einzige Kuh ist zu sehen, Menschen machen sich draußen ebenfalls rar. Schnell verziehen wir uns ins Innere. Dort ist schon eine ganze Wandergesellschaft versammelt, die gerade eine lange Bestellung aufgibt. Oh je, dann wird es lange dauern, bis unsere Frittatensuppe kommt. Sie kommt gar nicht, es gibt keine. Aber auf die Nudelsuppe müssen wir dann in der Tat lange warten.

Zeit, zwei Männer zu belauschen, die offensichtlich von Hütte zu Hütte wandern und Pläne für die nächsten Tage machen. Bis zum Abend wollen sie noch zur Lasörlinghütte, da haben sie noch Einiges vor. Der eine von ihnen sieht aus wie eine Mischung aus übriggebliebenem Alt-68er und Trekkingfreak, ist aber offensichtlich der Schwächere von beiden. Ich weiß das, weil der andere ihn mehrfach lobt für eine Anstiegsleistung vom Vortag.

Als unsere Suppe endlich kommt, müssen wir uns beeilen, schließlich wollen wir auch wieder mit dem Taxi zurück, auf einen langen Abstieg habe ich nun gar keine Lust. Wir bezahlen direkt nach dem letzten Löffel und schaffen den Rückweg zur Wetterkreuzhütte in 67 Minuten - das ist unser persönlicher Rekord. Nicht schlecht.

Abends verabrede ich mich mit Pidder für eine Tour über die Sajatscharte, darauf freue ich mich sehr. Zu zweit fragen wir bei Conny an, ob sie Hannah nicht als Babysitter gebrauchen kann. Sie kann. Hurra!

Zum 4. Tag

Tag3: 30. Juli

Blick von der Wetterkreuzhütte, 2106 m

 

 

 

 

 

Zupalseehütte

Zupalseehütte, 2350 m