Beim Johannes

Wir müssen uns langsam einlaufen. Mein Konditionstraining hat in diesem Jahr unter dem miesen Sommer gelitten, aber auch unter der mir angeborenen Faulheit. Ich fühle mich gar nicht fit, und bin sehr begeistert, dass Sepp und Gisi uns einladen, mit ihnen über den Waldweg zum "Johannes" (Islitzeralm) zu gehen. Mit den beiden gehe ich saugerne - außerdem ist es die letzte Gelegenheit, denn sie fahren am nächsten Tag heim, leider.

Ich muss gleich bitter büßen, dass ich so oft auf meine Fahrradtouren verzichtet habe: Selbst auf dem - harmlosen - Waldweg zum Johannes ringe ich nach Luft, als wäre ich niemals zuvor in den Bergen gewesen. Hannah hat jede Menge Reserven, läuft hin und her, sammelt Steine aus der Isel. Wir machen langsam, Gisi und Sepp sind schon in Abschiedsstimmung und wollen sich nicht mehr über Gebühr anstrengen. Das passt!

Als ich mich auf der Islitzeralm auf eine Bank sinken lasse, bin ich sehr dankbar, dass ich sitzen darf. Dann tritt Johannes auf: "Na, wie war der Winter?" fragt er. "Och", sage ich, "wir haben ihn überlebt!" Da muss er dann doch grinsen. Als wir uns gestärkt haben, fährt Hannah mit der Kutsche Richtung Ströden - und kommt uns dann alsbald fröhlich auf dem Wasserfallweg, den wir hinuntergehen, entgegen. Das Kind kennt sich schon richtig aus!

Am späten Nachmittag treffen wir uns alle vor dem Gästehaus wieder - ich erschöpfter als alle die, die an diesem Tag die Gigantotouren gemacht haben, wie Pidder, Gabi, Ulla, Markus... Ich bemühe mich, das wegzustecken. Ich kann ja noch Vieles unter Bergneuling abbuchen...

"Ich hab übrigens was versteckt!", sagt plötzlich Pidder. Hannah ist sofort Feuer und Flamme. "Komm, Mama, wir suchen!" In Alberts Schuppen werden wir schließlich fündig: Ein Gutschein, zusammengebunden mit Kletterseil. Mensch, für eine Besteigung des Großvenedigers! Mir schießen die Tränen in die Augen. Das ist das Geburtstagsgeschenk, das Pidder mir schon angekündigt hat. Ich bin gerührt, werde gleich leicht nervös - aber wir beschließen schnell, dass die Besteigung frühestens diesen Herbst in Frage kommt - falls das Wetter passt!

Zum 3. Tag

Tag2: 29. Juli

Die Islitzeralm, auch kurz "beim Johannes" genannt