Gletscherblick

Wir haben uns die Essener & Rostocker Hütte vorgenommen. Das heißt, ich habe das Ziel ausgesucht, Hannah würde viel lieber mit Connys Kindern spielen! Wir fahren zum Parkplatz Ströden, ziehen die Schuhe an und marschieren los. Oben an der Kreuzung geht es mal ausnahmsweise nicht zum Johannes, sondern Richtung Stoanalm. Wir bekommen als erstes einen Schreck, weil es im Wald rumort: Waldbauern sind hier zu Gange und fällen Bäume, die hörbar zu Boden sinken. Fast klingt es wie ein Erdbeben. An der Stoanalm kriege ich Hannah nicht vorbei, sie hat Durst - und außerdem einen kleinen Stall mit Kaninchen gesehen. Davor steht sie bewundernd, während die Wirtin, die eigentlich damit beschäftigt ist, die "Außengastronomie" zu fegen, uns Wasser besorgt. Nur mühsam kann ich das Kind zum Weitergehen überreden.

Wenig später interessiert Hannah sich brennend für die Bodenstation der Materialseilbahn zur Essener Hütte, ich glaube, sie würde zu gern fahren statt zu laufen. Ich hätte sie ja fahren lassen, aber nichts rührt sich in dem Häuschen!

Der Fahrweg verengt sich zusehends, bald ist er nur noch ein schmaler Steig, der zunächst über die Alm, dann in den Wald führt. Und dann wird es steil. Hannah läuft mir davon. Ich habe doch Mühe, die Serpentinen zu meistern, muss immer mal wieder anhalten. Irgendwie rumort es plötzlich im Wald, jemand kommt uns entgegen. Es sind Bergführer, die ihren langen Stock einfach ein Stück weiter unten in den Boden stecken und über die Serpentinen springen. So kommt man schneller nach unten!

Uns, die wir rauf wollen, nützt das natürlich wenig! Wir hecheln und schnaufen weiter. Als wir aus dem Wald heraus kommen, öffnet sich eine Hochebene und darüber thront die kleine Schutzhütte (des Alpenvereins). Wir gehen weiter, das heißt, wir springen eher von Stein zu Stein, eine ganze Weile geht das so. Dann stehen wir vor einem Wegweiser. "Direktanstieg zur Essener Hütte" liest Hannah, jubelt und beschließt, den nehmen wir. Ich protestiere schon gar nicht mehr, setze einen Fuß vor den anderen und schnaufe. Irgendwann sind wir tatsächlich oben! Ich gucke auf die Uhr - und schon weiß ich, dass wir den Weg über das Türmljoch runter zur Johannishütte nicht mehr schaffen werden. Ich muss den Weg umgekehrt gehen, von der Johannishütte aus!

Wir genießen noch ausgiebig den Blick auf die Gletscher, den Weg zum Simonysee sparen wir uns, weil die Zeit nicht reicht. Es wird kühler - und über dem Maurerkees verdunkeln sich schon die Wolken, Gewitter ist für den Abend angesagt. Dann beginnen wir den Abstieg - und der ist, obwohl ich nicht um die Kurven springe, dann doch nicht ganz so heftig, wie anfangs befürchtet. An der Ochsenhütte machen wir Rast, ich finde es spannend, an der Hütte zu sitzen. Ich stelle mir vor, hier drin bei Sturm und Gewitter eine Nacht zu verbringen, das wäre bestimmt wildromantisch! Auf dem Steilstück im Wald laufe ich Hannah wieder fast davon. Sie schimpft, ich verstehe das - aber ich freue mich! Ich finde, das klappt immer besser mit den Bergen und mir, jedenfalls wenn's runter geht!

Abends beim Islitzer haben wir zwei nette Holländer an unserem Tisch. Beide viel jünger als ich, aber das macht ja nichts, wir unterhalten uns sehr nett. Vor allem Hannah unterhält sich, das Kind ist ein Smalltalk-Talent! Ich lerne Regina Berger näher kennen, Connys Schwester, die eigentlich in Innsbruck studiert, aber den Sommer über aushilft beim Islitzer. Wir gönnen den Holländern gemeinschaftlich einen Moaschdawurz, den gewöhnungsbedürftigen, aber sehr leckeren Hausbrand. Und noch einen, einen letzten noch, danach wird es Zeit fürs Bett.

Zum 14. Tag

Tag13: 9. August

Essen-Rostocker Hütte (2208m) und Maurerkees

Blick auf den Lasörling (3098m)

Nach oben und später rechts geht der Weg Richtung Türmljoch (2790m)