"Als Gitarrist bin ich so faul wie vor 30 Jahren"
30. März 2010: Eric Clapton wird 65 Jahre alt
Die Verehrung für ihn ist fast schon unheimlich, bei seinen Fans
nahezu grenzenlos. Nur wenige Rockmusiker werden so angehimmelt wie Eric
Clapton. Man mag sich gar nicht vorstellen, was für Glückwünsche zum 65.
Geburtstag heute bei ihm ankommen.
Lebende Legende, Gott an der Gitarre - meist wird dick aufgetragen, wenn
über "Slowhand" Clapton geredet oder geschrieben wird. Vor allem geht es
dabei um seine tatsächlich atemberaubende Fingerfertigkeit an der Gitarre,
in den vergangenen Jahren aber auch um seine Stimme.
Ihn überrasche die Verehrung, sagte Clapton mal in einem Interview: "Das
geht in dieser Branche ja manchmal ekelhaft schnell. Vor allem dann, wenn
einem tolle technische Fähigkeiten unterstellt werden." An seiner Stimme
habe er hart gearbeitet, gab er zu. "Als Gitarrist bin ich noch immer so
unglaublich faul wie vor 30 Jahren." Wie diese Faulheit zu der Liste seiner
Erfolge passt, verrät er nicht. Seit dem ersten Höhepunkt seiner Karriere in
den 60er Jahren schlitterte er zwar auch immer mal wieder abwärts, daran
waren aber meist private Probleme und nicht seine Musik Schuld.
Los ging alles 1963 mit den Yardbirds, die zusammen mit Gleichgesinnten eine
neue Ära der Popmusik einleiteten. Plötzlich waren da die Solisten, die
Beatcombos traten zurück. Dann kam die kurze, aber sehr erfolgreiche Zeit
mit dem Trio Cream - zum ersten Mal wurden in London Plakate hochgehalten
mit der Aufschrift "Clapton is God" (Clapton ist Gott).
Cream setzte neue Improvisationsmaßstäbe. Immer wieder erschien Clapton in
den folgenden Jahren auf der Bildfläche und verschwand auch wieder. Er
landete Hits wie "Layla", "Wonderful Tonight" und "Let It Rain". Er machte
mehr Country-Rock. Doch er versank auch in Alkoholsucht und Depressionen.
Anfang der 90er Jahre kam dann sein legendäres "Unplugged"-Album auf den
Markt - und weltweit verknoteten sich Fans aller Altersklassen die Finger
bei dem Versuch, "Tears In Heaven" nachzuklimpern.
Doch trotz seiner Erfolge auf der Bühne ist Clapton überzeugt: "Glück ist
etwas sehr Kostbares. Ich hatte es selten." Wer seine Lebensgeschichte
jenseits der Bühne betrachtet, wundert sich nicht über diese Worte. Als
seine Mutter ihn bekam, war sie erst 16. Er wuchs bei seinen Großeltern in
der englischen Grafschaft Surrey auf. Bis zu seinem neunten Lebensjahr
dachte er, seine Mutter sei seine Schwester und seine Großeltern seine
Eltern. Sein Vater war ein kanadischer Musiker und Soldat, der vielleicht
nie von seinem Sohn erfuhr. Seine ganze Familie in Surrey sei alkoholkrank
gewesen, er mit 16 Jahren bereits ein kompletter Alkoholiker, erzählte
Clapton einmal.
Später war er mehrere Jahre heroinabhängig. Mit den Frauen lief es nicht
immer gut, und private Schicksalsschläge stellten ihn auf eine harte Probe.
1991 stürzte sein vierjähriger Sohn Conor aus dem 53. Stock eines New Yorker
Hochhauses. In seinem berühmten Song "Tears In Heaven" versuchte er, seine
Trauer zu verarbeiten. Der Song wurde 1993 mit mehreren Grammys
ausgezeichnet.
Die Musik helfe ihm, sich immer wieder aus dem Sumpf zu ziehen, beteuert
Clapton. Heute scheint er glücklich. Er ist verheiratet, hat vier Töchter
und unterstützt unter anderem eine Entzugsklinik in der Karibik. dpa
© General-Anzeiger Bonn/Britta Gürke, dpa
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Eric Clapton m Februar 2010 in New
York
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